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S I T Z B A N K
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  Bernd Künzig
Sitzbank für die Technische Informatik
Kleine Anmerkungen zu einer Ruhegelegenheit im Reich des Virtuellen

In den Werken Rainer Eckes spielt eine Grenzdurchlässigkeit, die Durchmischung von High und Low, nicht zuletzt das angestammte "Nein-Nein" der künstlerischen Moderne, die standhafte Verweigerung des erhebend-erhabenen Kunstwerks, eine entscheidende Rolle. Neben der provokant anmutenden Verweigerungsgeste gegen das bürgerliche Kunstverständnis, kommt dem Betrachter die Haltung einer Bescheidenheit in den Sinn, die im Alltäglichen das Besondere erkennt.

Wo die ewige Verweigerungshaltung der kritischen Moderne auf den gesellschaftssprengenden Ansatz zielte, fällt es der jüngeren Generation, zu der wir Rainer Ecke noch getrost zählen dürfen, offensichtlich schwer, mit einem revolutionären, umstürzlerischen Pathos Kunst gegen den spätkapitalistischen Alltag zu setzen. Warum also dessen ständige Präsenz industrieller Genormtheit nicht selbst zu einem Ausdruck künstlerischer Kreativität werden lassen? Weder das Hässliche noch das Schöne werden dabei verweigert oder bewertet, sondern beobachtet und mit einem liebenden Blick als künstlerisches Projekt umgesetzt, das sich dann im Alltäglichen behaglich einrichtet.

Die Präzision bei der Recherche dieses Alltags, ein Kunstwerk sozusagen für den täglichen Gebrauch anzufertigen – und wo wird denn Kunst wirklich noch produziert, um gebraucht zu werden – verdeutlicht sich bei der Sitzbank, die Rainer Ecke für die Abteilung der technischen Informatik der Universität Mannheim anfertigte. Das scheinbar funktionale Sitzmöbel ist mit mintgrünen Kacheln gestaltet, deren aufwändiges Design unter Zuhilfenahme des Computers entwickelt wurde. Auf den ersten Blick scheint sich das Muster der Kacheln zu wiederholen. Der genaue Blick zeigt jedoch, dass sich keine formale Einheit des Mosaiks verdoppelt. Es handelt sich hierbei um eine gezielte Überlistung des vereinfachenden Sehens, das regelmäßige Muster auch dort ausmachen möchte, wo sie nicht vorhanden sind. Zudem artikuliert sich hier das Prinzip von Differenz und Wiederholung, das gerade auch die Informatik als diejenige Wissenschaft prägt, die sich mit künstlicher Intelligenz befasst. Wo die Forschung zum Ziel hat, dem praktischen Alltag zu dienen, lässt sich der Künstler auf den Alltag der Wissenschaftler ein und stellt ihnen ein Arrangement des Ausruhens zur Verfügung, das in der Gestaltung den Arbeitsprinzipien der Sitzenden und Ausruhenden folgt. In diesem Zusammenhang lässt sich dieser realisierte Kunst-am-Bau-Auftrag Rainer Eckes nicht mehr als für sich autonom bestehendes Kunstwerk betrachten, sondern als ein Projekt, das auf Wirklichkeit in einem kommunikativen Gebrauchssinne reagiert und eine Möglichkeitsform anbietet, mit Kunst innerhalb gegebener Realitäten umzugehen.